Die Möbel erzählen unübersehbare Geschichten von Reichtum und Armut, Provisorium und Überfluss, gesellschaftlichen Stand und Menschenaltern. Der Mensch ist Erzeuger, Nutzer und zugleich Entsorger seiner Gegenstände. 350 Jahre dokumentiert in einem „möblierten“ Zeitstrahl. 350 Jahre, die nur im menschlichen Bewusstsein in einzelne Abschnitte unterteilt werden. In Wahrheit ist die Zeit als großes Ganzes zu betrachten. Genau wie die Kraft der vergangenen Generationen, die in der Installation spürbar wird. Genau wie die „GeSCHLOSSene Gesellschaft“.
„Geschlossene Gesellschaft“
Geschlossene Gesellschaften haben etwas Elitäres. Etwas
Ausschließendes, gleichzeitig sind sie Definition für eine zusammengehörige
Gruppe von Individuen. Die Mitglieder einer Familie zum Beispiel. Die Familie Strünkede
zum Beispiel. Oder die Kinder in einem Heim, die Verwundeten in einem Lazarett,
die Mitglieder eines Vereins. All diese (geschlossenen) Gesellschaften sind zugleich
Zeitzeugen der wechselhaften Geschichte und Nutzung vom Herner Schloss. Die unterschiedlichsten
Menschen haben hier gelebt, Obdach oder Asyl gefunden und Spuren hinterlassen.
Von diesen Spuren berichten die Möbel der großen
Installation in der Raummitte. Sie sind nicht nur Ankerpunkt für geschichtlichen
Diskurs, sie erzählen unübersehbare Geschichten von Reichtum und Armut,
Provisorium und Überfluss, gesellschaftlichem Stand und Menschenaltern. Monumental
gestapelt, getürmt und verkeilt wird nicht nur ein zeitlicher Ablauf sichtbar,
das Fundament und die Kraft der vergangenen Generationen wird spürbar.
Eine nahtlose, unüberschaubare Abfolge von Ereignissen ohne
scharfe zeitliche Konturen manifestiert sich.
Dabei ist die Installation „Geschlossene Gesellschaft“ wohl
die am wenigsten geschlossene von all den vielen Bewohnern des Schlosses, denn
die Emotionen und Assoziationen der Betrachter öffnen Türen, Schubladen und
Geheimfächer: die Erinnerungen an Menschen und Zeiten, die längst der Vergangenheit
gehören.